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Texte im Ohr, Stadt vor Augen. Auf Spuren serbischer Texte durch Wien. Die ersten Soundspaziergänge Lesefestwoche 2010

Der Beginn der Geschichte ist das Tor zur Stadt. Wir können uns von verschiedenen Seiten nähern, einen Umweg nehmen oder geradewegs über den Boulevard den weiten Marktplatz erreichen. Und wenn wir den Versuchungen der Seitenstraßen, dunklen Durchgänge und schattigen Innenhöfe widerstehen, wird unser Weg kurz und unzweideutig sein wie ein gelöster Rebus. Doch ist der Sinn des Reisens, dass ans Ziel ein anderer gelangt. // Dragan Velikić

 


Die Geschichten, die sich zwischen Wien, der Stadt, und serbischen Autor_innen, den Träger_innen, Überträger_innen einer / ihrer Sprache, einer / ihrer Kultur, abgespielt haben, sich auch weiterhin abspielen in Lebens- und Leseräumen, wir wollten uns ihnen von verschiedenen Seiten nähern. Auf Seitenwegen, auf Umwegen: die Texte im Ohr, die Stadt vor Augen. Die Texte in den Gehörgängen, die Stadt in den Auf- und Abgängen, sie trugen die Spuren von jemandem, der einmal hier, einmal dort, in dieser Stadt, zwischen diesen Zeilen, vorübergegangen ist. 

 

Im Rahmen der Lesefestwoche 2010 wurden die Soundspaziergänge erstmals in konkreter Form ausprobiert. Einerseits wurden entlang der Text- und Lebensläufe serbischer Autor_innen akustische (mp3-)Spaziergänge konzipiert: Textauszüge, Geräuschkulissen, intertextuelle Anspielungen fügten sich zu einem Spurengewebe, das seinerseits über-führt wurde in einen Spaziergang. Es wurden drei verschiedene Sound-Spaziergänge mit Auszügen aus Texten von Barbi Marković (Friedensbrücke), Srđan V. Tešin (Schönbrunn) und Dragan Velikić (Mariahilferstraße) angeboten: mit mp3-Playern ausgestattet wanderten täglich geleitete Gruppen auf in Texten gelegten (Ton-)Spuren durch gewohnte und ungewonte Gegenden der österreichische Hauptstadt. 

 

Spaziergang Schönbrunn

Spaziergang Friedensbrücke

Spaziergang Mariahilfer Straße 

 

Die Stadt wurde im Rahmen dieses Projektes nicht ‚nur’ als Archiv von Produktionsprozessen in einem kulturtechnisch und lebensweltlich weiten Sinn dargestellt, sondern als ein urbaner Raum, in den sich Produktionsprozesse ebenso wie Rezeptionsprozesse einschreiben. Die Autor_innen selbst über-führ(t)en Wien in ihre Texte, diese Texte wurden aber auch aus einer serbischen Sprache // Literatur // Kultur in eine andere über-führt: auch davon sollten die Spaziergänge akustisch und visuell Zeugenschaft ablegen. Wir waren serbischen Autor_innen, hörend, gehend auf der Spur – auf dass ans Ziel, ans Ende dieser akustischen Spaziergänge ein anderer, eine andere gelange (Velikić).