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Kriegstexte: Kindertexte. Eine Lektüre der Romane von Saša Stanišić, Nenad Veličković und Bora Ćosić

Von Laura Scheifinger

Saša Stanišić wurde 1978 in Bosnien-Herzegowina, damals noch jugoslawische Teilrepublik, geboren und wuchs in der nahe der serbischen Grenze liegenden Stadt Višegrad auf. Als er 14 Jahre alt war, flüchtete die Familie vor dem Krieg über Serbien nach Deutschland, wo bereits Verwandte lebten. Stanišić lernte also erst im Jugendlichenalter deutsch, die Sprache, in der er seine Werke publiziert[1] - eine Tatsache, die seinen Schreibstil auf ganz besondere Weise beeinflussen sollte. Wie der Soldat das Grammofon repariert ist Stanišićs Debütroman; für seine Erzählung Was wir im Keller spielen, wie die Erbsen schmecken, warum die Stille ihre Zähne fletscht, wer richtig heißt, was eine Brücke aushält, warum Emina weint, wie Emina strahlt, die sich überarbeitet im Roman wiederfindet, erhielt er 2005 den Publikumspreis im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. Auch der 2006 erschienene Roman hat bereits mehrere Preise gewonnen, darunter den Adelbert-von-Chamisso-Preis, der seit 1985 für “herausragende literarische Leistungen Deutsch schreibender Autorinnen und Autoren, deren Muttersprache oder kulturelle Herkunft nicht die deutsche ist [...]”[2], vergeben wird. Vor dem Roman, der bis dato Stanišićs einziger ist, sind einige Erzählungen des jungen Schriftstellers in Zeitschriften und Anthologien erschienen. Stanišićs Biographie ist von den Rezensenten immer wieder mit seinem Erstlingsroman in Verbindung gebracht worden, was er selbst mit den übereinstimmenden biographischen Eckdaten seiner Person und der des Protagonisten/Erzählers erklärt.[3]

 
Der kindliche Erzähler

Eine der Besonderheiten des Romans Wie der Soldat das Grammofon repariert ist die Erzählperspektive. Stanišićs Ich-Erzähler Aleksandar macht während des Erzählens eine Entwicklung vom Kind zum jungen Erwachsenen durch; der Einbruch des Kriegs markiert gewissermaßen auch das Ende der Kindheit. Aleksandars Pubertät wird, wenn auch nicht vollkommen übersprungen, doch mittels weniger Briefe, die der Erzähler selbst verfasst, im Zeitraffer dargestellt: „Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der erzähltechnisch mit dem Wechsel in die Briefform eingeleitet wird.“[4] Die klassische Narration wird also nur vom Kind und vom jungen Erwachsenen Aleksandar durchgeführt.

Diese kindliche Erzählperspektive ermöglicht auch den Anknüpfungspunkt an Bora Ćosićs Roman Uloga moje porodice u svetskoj revoluciji, eine im ehemaligen Jugoslawien sehr bekannte und beliebte Satire, die das Ende des Zweiten Weltkriegs, die deutsche Besatzung und die Machtergreifung durch die Kommunisten aus der Sicht eines Kindes dokumentiert. Eine weitere Möglichkeit zum Vergleich bietet Nenad Veličkovićs 1997 erschienener Roman Konačari (auf Deutsch Logiergäste). Die Erzählerin ist in diesem Fall die 18-jährige Maja, die mit ihrer Familie die Belagerung Sarajevos in einem Museum untergebracht erlebt. Die Rahmenbedingungen der Romane sind einander demnach sehr ähnlich; doch auch auf der stilistischen und inhaltlichen Ebene gibt es Similaritäten.

Predrag Brebranović stellt in seinem Aufsatz fest, dass in Ćosićs Roman vor allem die einfache Satzstruktur in der Wiedergabe direkter Reden („citiranje“[5]) die kindliche Rede ausmacht, davon abgesehen aber generell auf der Ebene der Grammatik und Rhetorik „simptomi infantilizacije“[6] bestehen.[7] Dasselbe kann auch für Stanišićs Erzähler gelten, der sich allerdings stärker als der Ich-Erzähler in Uloga moje porodice einer zwischen kindlicher und erwachsener Stilistik alternierender Sprache bedient. Lange, durchgehend gleich konstruierte Aufzählungen („Es gibt für manches keine Erklärung, es gibt das Hachja; es gibt einen wütenden Kamenko [...]“) scheinen auf ihre Weise hybrid zu sein: Die Frage „Wer spricht?“ kann nicht eindeutig mit dem kindlichen Erzähler beantwortet werden. Ein anderer Aspekt, den Brebranović hervorhebt, kann in größerem Maße sowohl auf Ćosić als auch auf Stanišić angewendet werden: „Budući da je umnogome zasnovana na upravnom govoru i prenošenju 'tuđih' reči, ćosićevska infantilna naracija vidno ublažava neke od iznetih odlika dečjeg jezika i mišljenja.“[8] Auch Aleksandars oft exzessive Verwendung politischer Termini scheint kaum zur Sprache eines Kindes zu passen. Durch diese „Störung“, über die der Leser praktisch stolpert, ergibt sich aber in beiden Fällen ein humoristischer Effekt:

Um zu zeigen, dass ich den Ernst der Angelegenheit, des Systems, der Titulatur und des Personenkultes begriffen hatte, kam ich am nächsten Tag in meiner viel zu kleinen, aber immer noch, wie ich fand, schmucken, dunkelblauen Pionieruniform zu Schule. Ich setzte mich beim Herrn Fazlagić in die erste Reihe, sozialistisch aufrecht, wie es Opa immer gefordert hatte. [...] Bei der ersten Frage, die Herr Fazlagić der Klasse stellte, sprang ich auf und rief: betrachten wir nun das Residuum der Arbeitsprodukte. Es ist nichts von ihnen übrig geblieben als dieselbe gespenstische Gegenständlichkeit, eine bloße Gallerte unterschiedsloser menschlicher Arbeit, das heißt der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ohne Rücksicht auf die Form ihrer Verausgabung.[9]

Auch Ćosićs Ich-Erzähler äußert sich auf ähnliche Weise, die man bei Kindern wohl als „altklug“ bezeichnen würde: „Ja sam izjavio: 'Prelaz iz detinjstva u mladost je kao prelazak iz kapitalističkog u socijalistčki način života!'“[10] Maja, die Ich-Erzählerin in Veličkovićs Roman Logiergäste, weicht allein aufgrund ihres Alters (sie steht eigentlich bereits an der Schwelle zum Erwachsenenleben) von den oben besprochenen Erzählern ab. Deutlich wird dies unter anderem darin, dass sie als einzige den Erzählvorgang reflektiert, indem sie darüber nachdenkt, ob sie eher einen „Roman in Form eines Tagesbuchs oder [...] ein Tagebuch in Form eines Romans“[11] schreibt.

Dass der Erzähler in Wie der Soldat das Grammofon repariert die meiste Zeit über ein Kind ist, noch dazu eines, das keiner Nationalität zugeordnet werden kann, hat einerseits etwas mit autobiografischen Elementen im Roman zu tun – Stanišić selbst stammt aus einer Mischehe und war zum Zeitpunkt seiner Flucht etwa in Aleksandars Alter, Saša ist ja eigentlich auch die Kurzform von Aleksandar –, andererseits schafft es aber auch die Möglichkeit, das Unverständliche, Unbeschreibliche an diesem Krieg auszudrücken[12] – ein Kind versteht nämlich nicht, was einen Feind zu einem Feind macht, warum Nachbarn und Familienmitglieder von einem Tag auf den anderen Feinde sind und was überhaupt der Unterschied zwischen den Menschen ist. Aleksandar schiebt es schließlich auf die Namen, denn eine andere Unterscheidungsmöglichkeit gibt es auch für die mordenden Soldaten kaum, schließlich sprechen alle dieselbe Sprache, auch denselben Dialekt, Unterschiede im Aussehen gibt es nicht und Religion wird auch im postkommunistischen Jugoslawien zumindest in diesem Roman kaum praktiziert. Alles läuft also im simplifizierenden Blick des Kindes auf den „richtigen“ oder „falschen“ Namen hinaus. Der kindliche Blick trifft damit allerdings genau ins Schwarze, denn auch die Soldaten klammern sich an die Kategorie des Namens, um zwischen dem Eigenem und dem Fremdem zu unterscheiden, was in diesem Konflikt – wie in jedem Krieg, der zumindest von manchen Seiten als Bürger- bzw. sogar „Bruderkrieg“ bezeichnet wird – besonders schwierig ist. Die kindliche Erkenntnis kann damit sogar Leben retten, wie es der Fall ist, als Aleksandar die Soldaten überzeugt, dass es sich bei dem (muslimischen) Mädchen Asija um seine (orthodoxe) Schwester Katarina handelt.[13]

Die meiste Zeit jedoch begegnet das Kind dem Krieg und vor allem den aus seiner Sicht ständig wechselnden Fronten mit Unverständnis: „[...] hier sind diejenigen die Aggressoren, die in unserem Fernsehen die Verteidiger waren, und die Stadt ist nicht gefallen, sondern befreit worden [...]“.[14] Maja kann den Krieg als solches genauso wenig verstehen, findet aber doch Erklärungen, auf die ein Kind wohl nicht kommen könnte, da sie ein gewisses Maß an Lebenserfahrung und Bildung voraussetzen: „Wahrscheinlich geht es wie in jedem Krieg um die Eroberung von Territorien und um Plünderung.“[15] Auch die Art und Weise, wie die beiden Kinder den Krieg erleben, unterscheidet sich deutlich. In Logiergäste setzt die Handlung bereits mitten im Krieg und in der Belagerung Sarajevos ein, für Maja ist der Krieg bereits zum – nichtsdestoweniger furchtbaren – Alltag geworden: „Das Geräusch, das man im Keller eines Museums hört, während Granaten darauf prasseln, ist genauso, wie wenn ein Nachbar aus der oberen Etage ein Regal oder Klavier aus einer Zimmerecke in die andere schiebt.“[16]

In beiden Romanen werden die Kinder durch den Krieg eingesperrt – Maja im Museum, Aleksandar im Keller – und dadurch vom richtigen Leben abgeschnitten, was Maja noch viel schmerzlicher spürt, da sie das einzige Kind im Museum ist („[...] ich verlor den Kontakt zu meinen Freundinnen.“[17]) Was Riccardo Nicolosi über die bosnischen „Belagerungstexte“ schreibt, trifft nicht nur auf Logiergäste, sondern auch auf Wie der Soldat das Grammofon repariert zu:

Hier sind die gewöhnlichen Grenzen zwischen Leben und Tod, Innen- und Außenraum, Eigenem und Fremdem verstellt und umkodiert; hier bestimmt der umfunktionierte Raum – z.B. Schwellen- und Übergangsräume wie Kreuzungen, Fenster und Türen, oder unterirdische Räume wie Keller und Tunnel – das Schicksal der Menschen, die sich permanent an der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits befinden.[18]

 Indirekt wird hier auch auf den Balkanismusdiskurs verwiesen, in dem der gesamte Balkan als Schwellenraum zwischen Orient und Okzident gilt.[19] In beiden Romanen werden auch tatsächliche Kriegsverbrechen geschildert. Bei Stanišić übernimmt diese Aufgabe allerdings nicht der kindliche Erzähler, sondern der erwachsene Aleksandar, der nach Bosnien zurückkehrt, einerseits, und sein älterer Freund Zoran andererseits. Zorans Erinnerungen an den Krieg scheinen furchtbarerweise nicht vom Autor erfunden, sondern zumindest zum Teil aus der ICTY-Anklageschrift gegen Milan Lukić, Sredoje Lukić (den Daniela Finzi in der Figur des Polizisten Pokor wiedererkennt[20]) und Mitar Vasiljević übernommen zu sein.[21] Die Rolle, die Aleksandars Onkel Miki im Krieg gespielt hat, wird nur durch Andeutungen gezeichnet:

Kennst du Miki Krsmanović?, fragt er.
Ja, das ist mein Onkel. [...]
Sie kennen meinen Onkel?
Nein, sagt er und spuckt durch die Zähne, Gott sei Dank nicht.[22]

Aleksandars Vater will nicht wahrhaben, dass Miki vermutlich an Kriegsverbrechen beteiligt war: „Oma erzählte, Leute hätten Miki schon '92 in Višegrad gesehen. Im Hotel Bikavac?, hob Vater die Stimme, auf keinen Fall!“[23] Das Hotel Bikavac war während des Kriegs zu einer Art Lager umfunktioniert worden, in dem auch (Massen-)Vergewaltigungen stattfanden, wie sie Slavenka Drakulić in ihrem Roman Als gäbe es mich nicht[24] beschreibt. Allein die Tatsache, dass der Polizist Pokor Onkel Miki gegenüber eine beinahe unterwürfige Haltung einnimmt, sagt schon sehr viel aus, würde es doch bedeuten, dass Miki während des Kriegs für Pokor eine Art Vorgesetzter war – und Pokor selbst steht im Verdacht, „Anführer gewalttätiger Freischärler“[25] gewesen zu sein. Aleksandars Begegnung mit Pokor versetzt ihn in Angst:

Und ich müsste Pokor ins Gesicht sagen, es sei eine Ungeheuerlichkeit, dass Mörder in diesem Land nicht nur frei herumlaufen dürfen, sondern auch noch eine Polizeiuniform tragen. Aber ich zögere [...] Ich habe Angst vor einem serbischen Polizisten, der mit „mutmaßlicher“ und „es gab dafür genug Zeugen“ beschrieben wird.[26]

 Der Kommunismus wird aus der Sicht des Kindes teilweise als Selbstverständlichkeit gezeichnet, die von der Wohnzimmereinrichtung bis zur Sprache alles beeinflusst, teilweise auch (vor allem bei Ćosić) als eine Art Abenteuer, das auch Anlass zu komischen Momenten gibt: „Odmah je izvadila malu žutu knjižicu od Vladimira Lenjina i upitala: 'Tko je od vas čito Korak naprijed, dva koraka nazad!' Ujak je zaključio: 'To mora da ja udžbenik za tango!“[27] In beiden Fällen ist der Kommunismus eine Art Auftrag, den die Buben von Autoritätspersonen übertragen bekommen: Opa Slavko weissagt Aleksandar, dass er „[v]ieles [wird] [...] revolutionieren können, solange es mit den Ideen von Tito konform geht und in Übereinstimmung mit den Statuten des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens steht.“[28]

Beide kindlichen Protagonisten machen einen Wechsel des politischen Systems mit: Der eine erlebt den Aufstieg des Kommunismus in Jugoslawien, der andere den Niedergang desselben. Aleksandar könnte beinahe als Fortführung des namenlosen Ich-Erzählers in Uloga moje porodice u svetskoj revoluciji gelesen werden, so sehr ähneln sich die beiden Buben in ihrer Art, die Welt zu betrachten. Was der eine nach dem Machtergriff der Kommunisten erst lernen muss, nämlich eine vollkommen neue Terminologie, den Umgang mit neuen Hierarchien und die unhinterfragte Übernahme neuer Ideale, muss sich der andere Anfang der 90er Jahre wieder mühsam abgewöhnen. Dazwischen liegen Generationen von jugoslawischen Kindern, die den Sozialismus von der Pike auf „gelernt“ haben und die Tito als eine Art übermenschliche Vaterfigur kannten. Der politische Wandel wird in beiden Romanen zum Teil in den Themen der Schulaufsätze reflektiert. Ćosićs Protagonist bekommt Hausaufgaben gestellt, die in Wirklichkeit getarnte Spionageaufträge sind – die Kinder werden dazu missbraucht, die „Feinde“ des Kommunismus zu enttarnen, also jeden, der an seiner (orthodoxen) Religion festhält oder westliche Produkte besitzt („Ko slavi slavu i nosi američke cipele“[29]). Der erste Aufsatz, den Aleksandar nach dem Regimewechsel verfassen muss, trägt den Titel „Eine schöne Reise“. Bezeichnenderweise ist nur wenige Zeilen weiter oben erstmals von Flucht die Rede:

Edin spuckte durch die Zähne, sah Danilos davontuckerndem Golf hinterher und sagte in Richtung Titovo Užice, in Richtung Belgrad, in Richtung Bulgarien: du Aleks, ich glaube, die fliehen.

Ich widersprach nicht. Müdes Vogelgezwitscher umgab uns in der Dämmerung. Die rennen davon, sagte Edin leiser und zupfte sich Steinchen aus der Handfläche, die sich hineinbohrten, da er sich auf die Hände gelehnt hatte.
Aber wovor?, fragte ich.[30]

Die Aufsatzthemen, die sein Lehrer gestellt hat, als er noch mit „Genosse Lehrer“ anzusprechen war, stehen dazu im krassen Gegensatz. Sie alle hatten auf irgendeine Weise zum Ziel, die Kinder an Jugoslawien und seine politische Realität zu binden („Meine Heimat“, „Warum mich der Blick aus dem Fenster auf meine Stadt glücklich und stolz macht“, „Tag der Republik ist auch mein Tag“).

Der Kommunismus ist in Logiergäste nur im Hintergrund vorhanden, wird also nicht so direkt thematisiert wie in den anderen zwei Werken. Die beiden ehemaligen Partisanen Julio und Brkić, die sich auch als „Logiergäste“ im Museum aufhalten, sind eine Art Bindeglied zur Vergangenheit und verkörpern durch ihre persönliche Lebensgeschichte auch die Geschichte Jugoslawiens. Der Krieg und der Kommunismus werden auf subtile Weise miteinander in Verbindung gesetzt, wenn eine Granate Julios Dissertation mit dem Titel „Die SKOJ-Bewegung und die Nachkriegsjugend“[31] zerstört. Die Dissertation des Partisanen als Metapher für das sozialistische Jugoslawien verweist darauf, dass die Idee eines jugoslawischen Vielvölkerstaats mit dem Ausbruch des Kriegs für immer verschwunden ist. Zwischen den Müttern Aleksandars und Majas besteht eine Parallele, die in Logiergäste stark ironisiert wird. Beide Frauen engagieren sich für eine Bewegung, Aleksandars Mutter für die Partei („Wenn man mich früher fragte, was meine Mutter von Beruf sei, zögerte ich keine Sekunde: Fachpolitische Beraterin für das Lokalkomitee des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens! [...]“[32]), Majas Mutter ist strenge „Vegetarierin vom Orden der Makrobiotiker“[33]: „Aber darüber kann man in den Agitprop-Broschüren der makrobiotischen Internationale nachlesen.“[34] Majas Ironie besteht darin, dass sie eine ihr offensichtlich vollkommen nebensächlich erscheinende Bewegung mit den Vokabeln der mächtigsten Institutionen beschreibt, die sie kennt, nämlich der Kirche und der (kommunistischen) Partei, und durch diese Juxtaposition ebendiese „Vereine“ lächerlich macht und in ihrer Bedeutung entwertet.

 

 

Balkanismus und balkanische Stereotype als Mittel zur Satire

„Balkanismus“ ist ein von Maria Todorova in mehreren Aufsätzen und vor allem in ihrem Werk Imagining the Balkans entwickelter Begriff, der die Wahrnehmung des südosteuropäischen Raums als einen Gegenraum zur westlichen Zivilisation bzw. als einen Brückenschlag zwischen Orient und Okzident meint. Der Balkanismusdiskurs, der beinahe ausschließlich von außen geführt wird, fasst Stereotype des „Balkanischen“ zusammen, wie zum Beispiel „[...] the parcelization of large and viable political units but also [...] a reversion to the tribal, the backward, the primitive, the barbarian.“[35] Todorovas Balkanismusmodell ist auch auf die hier zur Rede stehenden Texte anwendbar (vor allem auf die Romane Stanišićs und Ćosićs). In diesen Romanen stellt das Aufgreifen balkanischer Stereotype ein Mittel zur Satire dar, da bei den Autoren von einer Wahrnehmung von außen keine Rede sein kann. Stereotype werden also hier überspitzt und dadurch umgewertet, was tatsächlich kritisiert wird, ist weniger der Balkan als primitiver und rückständiger Raum als seine von außen oktroyierte Gegenposition zum westlichen Europa.

Das grundlegende Vorurteil gegenüber dem Balkan, das von sämtlichen anderen (wie die oben erwähnte Barbarei, Primitivität etc.) untermauert wird, ist, dass „[...] violence in the Balkans has been not only a description of a social condition but considered inherent in the nature of its people.“[36] Da beide Romane, sowohl Stanišićs als auch Ćosićs, zumindest einen Teil ihrer Narration während eines Krieges ansiedeln, ist Gewalt natürlich präsent und nicht Teil eines balkanischen Stereotyps – jeder Krieg ist Gewalt, ob am Balkan oder anderswo. Interessanter ist die Betrachtung jener Textstellen, die nicht unmittelbar den Krieg oder seine Auswirkungen, aber trotzdem zumindest hintergründig gewaltsame Handlungen beschreiben. Dazu gehört auf jeden Fall das Kapitel über das Klofest, in dem es beinahe zum Eklat kommt, als Kamenko, ein Freund Onkel Mikis, eine Pistole zieht und die Kapelle bedroht, weil sie die „falsche“ Musik spielt.[37] Allein die Verbindung von Musik und Waffen ist ein tradiertes balkanisches Stereotyp und kommt später im Roman noch einmal in Form der singenden und tanzenden Soldaten vor:

Niemand rührt sich aber, bloß die Soldaten heben die Gewehre über die Köpfe und jaulen mit ihren Hunden auf. Klagen und frohlocken: joooj! Pfeifen spitz, gellen um die Wette, joooj, lauter, zacka-zacka-zacka-za! Greifen einander zärtlich um die Taille, zwei Schritte rechts, einer links, joooj! Greift der Sieger der schönen Rothaarigen um die Schultern und schießt über ihren Kopf ein Fragezeichen in die Decke – alle schießen sie zur Antwort, zum Refrain und – joooj! - zur tollwütigen Begeisterung über das Lied.[38]

 Das Lied, das sie singen, steht stellvertretend für eine Vergewaltigungsszene:

[...] mi Nišlije meraklije ne možemo bez rakije, / bez rakije šljivovice i bez mlade cigančice.[39] [...] Singt auch der Soldat mit dem goldenen Zahn, der nach warmem Brot gierte und Teta Amelas Hände in seine presste und in den Teig tauchte. Er kommt aus Amelas Wohnung, das Lied auf den Lippen, das Hemd aufgeknöpft. Hinter ihm kniet Amela mit einem nassen Schleier aus Strähnen im Gesicht.[40]

 Sucht man im Internet nach „nišlije meraklije“, stößt man irgendwann auf eine Homepage einer Gruppierung von Fans der serbischen Fußballmannschaft FC Radnički Niš, die laut eigenen Angaben seit 1989 besteht. Selbst nach kurzem und oberflächlichem Durchsehen dieser Homepage kann man erkennen, dass sie ein Forum für nicht nur nationalistische, sondern rechtsextremistische Inhalte bietet (http://www.meraklije.com/O%20nama.html).

Gewalt gegen Frauen wird im Roman nicht offen thematisiert, sondern entweder verschlüsselt wie in der obigen Szene oder als etwas Alltägliches dargestellt: „Dreimal hat Zoran seine Ankica schon geohrfeigt.“[41]Die Verwendung eines Possessivpronomens an dieser Stelle scheint zu bestätigen, was Todorova formuliert hat: „Unlike the standard orientalist discourse, which resorts to metaphors of its object of study as female, the balkanist discourse is singularly male.“[42] Zoran, obwohl er noch so jung ist und eigentlich einer neuen Generation angehört, vertritt den männlichen, rohen Balkan, indem er seine Freundin Ankica schlägt. Frauen sind auch in erster Linie Mütter: Das Walross, nachdem er seine Frau in flagranti mit dem Trafikanten erwischt hat und sich in einer Szene gerächt hat, die wie eine Parodie auf sämtliche Balkanstereotype scheint, macht sich auf den Weg, um seinem Sohn Zoran eine neue Mutter zu „besorgen“[43].

Die Thematisierung von Gewalt ist offensichtlich nicht dazu geeignet, einen satirischen Effekt zu erzeugen. Andere balkanische Stereotype, die in den vorliegenden Texten aufgegriffen werden, sind hingegen durchaus „[...] als augenzwinkerndes Spiel mit romantischen Balkanbildern und 'Balkanismen' (Maria Todorova), die die Wahrnehmung des ehemaligen Jugoslawiens und seiner Kriege der 1990er Jahre verzerrt haben, [...] zu verstehen“[44]. Vor allem das Vorurteil der balkanischen Rückständigkeit und Primitivität wird an manchen Stellen auf die Spitze getrieben und dadurch entlarvt: „Surreal muten Aleksandars Urgroßeltern an, die bereits von Festen zu Beginn des Textes bekannt sind und den Stereotyp (sic) pittoresker balkanischer Geselligkeit untermauern.“[45] Das offensichtlichste Beispiel dafür ist wiederum die Feier bei Aleksandars Urgroßeltern in Veletovo anlässlich der Eröffnung des neuen Innenklos. Angefangen vom Yugo, der nicht anspringen will, über Radovan Bunda, „[...] der Strom nur vom Hörensagen kannte und mit seinen Hühnern redetete [...]“[46] sowie die sich über gute zwei Seiten erstreckende Aufzählung der verschiedenen Speisen ist das ganze Kapitel vollgepackt mit Bildern vom Balkan, wie man sich ihn eben vorstellt. Dazu gehören neben den negativen Stereotypen auch positive Vorurteile wie die Gastfreundschaft, der starke Zusammenhalt in der Gemeinde („In Veletovo gelten auch die Pešićs als Nachbarn, obwohl sie einen halben Tag laufen, wenn sie zu meinen Urgroßeltern wollen.“[47]), die Lebensfreude und Genussfähigkeit. Das Kapitel beinhaltet neben dem Schlachten eines Schweins auch die Kaffeesatz lesende Ur-Oma, Musik, Tanz, eine Schießerei, viel Alkohol und zu guter Letzt nationalistische Hetzreden. Gebündelt werden sämtliche Stereotype in der Eröffnung des Innenklos:

Beste Stimmung vorm Innenklo, sechzehn Zuschauer, eine Fünf-Mann-Musikkapelle, perfektes Klowetter, moderierte ich. Ur-Oma reichte Ur-Opa eine Schnapsflasche, feierlich, als übergebe sie ihm die Stafette der Jugend. Er setzte der Flasche das Schnapsglas wie einen Hut auf und blieb fünfundvierzig Minuten sitzen. [...] Ich legte das Ohr an die Tür, um seine tiefe Stimme hören zu können. [...] In seinen Liedern sprang jemand namens Kraljević Marko auf einem Wein trinkenden Pferd über die Drina und metzelte Türken.[48]

Ur-Opas Lied (wenn man fairerweise auch darauf hinweisen muss, dass er wenig später das „Lied von der schönen Emina“, das der radikale Kamenko als „Türkengeheule“ bezeichnet, singt[49]) liefert einen bedrohlichen Ausblick auf die Kriegsgräuel, die sich wenig später in Višegrad ereignen sollten.

Auch in Ćosićs Roman können balkanische Stereotype, wenn auch nicht in demselben Ausmaß wie bei Stanišić, gefunden werden. Ein Beispiel dafür ist die Episode, in der das Huhn in der Wohnung geschlachtet wird und die eine Art Parallelstelle zur Schlachtszene in Stanišićs Roman darstellt.[50] Verstärkt wird das Stereotypenhafte in Uloga moje porodice u svetskoj revoluciji aber auch durch die besondere, stark typisierte Zeichnung der Figuren, die Kenneweg als „Theatermetaphorik“ bezeichnet[51]. Die satirischen Elemente ergeben sich also bereits aus der Überzeichnung der Figuren:

Autor izjednačava pojmove uloga i lik – likovi su u Porodici svedeni na uloge u satiričnom istorijskom komadu. I na ovom planu je ostvarena ista oponentnost. Svi likovi su oličenje antiherojskog, onog bahtinovskog antiideala. Oni su 'mali', upućeni na elementarne ljudske radnje, sasvim stripski, 'crtaćki' koncipirani, kao štancovani [...] Ta naglašena elementarnost osnova je parodične funkcije lika pa cak i satirične zaoštrenosti.[52]

Bei den Figuren handelt es sich demnach weniger um handelnde Charaktere, sondern um festgeschriebene Rollen, die „[...] übergeordnete Strukturen in einem kleinen Maßstab ab[...]bilden“[53], wie auch in der von Kenneweg an dieser Stelle zitierten Aufgabenverteilung innerhalb der Familie deutlich wird:

 Tako su bile podeljene mnoge dužnosti, od predsednika vlade nadalje. Za poslove najodgovornije prirode bili su određeni drugovi Pijade, Nešković, Đilas. Kod nas u porodici stvar je izgledala ovako: ja za agitaciju i pisanje pesama, otac po pitanju alkoholizma, ujak za ženske. [...] Mi smo radili kao da smo naučili uloge u komadu 'Život u familiji', mada nam to niko nije rekao.[54]

 Diese „Theatermetaphorik“ lässt sich auch auf Veličkovićs Roman umlegen:

Aufgrund dieser verschachtelten Reduzierung des Lebensraums bilden sich in der Stadt Mikrowelten, wie beispielsweise der Museumskeller in Nenad Veličkovićs Logiergäste, in dem die Figuren wie auf einer Theaterbühne auftreten und – begleitet von der ironisch-verfremdenden Stimme der Ich-Erzählerin – das Drama der Belagerung als Tragikomödie polyphonisch darstellen.[55] Auch in Uloga moje porodice verkleinert sich der Lebensraum der Familie des Ich-Erzählers dramatisch, wenn auch nicht wegen des Kriegs, sondern wegen der Enteignung durch die Kommunisten.[56]

 
Hybridität der Sprache

Saša Stanišić schreibt, wie eingangs erwähnt, nicht in seiner Muttersprache Bosnisch, sondern in einer Sprache, die er erst im Alter von 14 Jahren erlernt hat. Durch den kriegsbedingten Ortswechsel in seiner Biographie könnte man ihn als Vertreter der Migrationsliteratur bezeichnen, wenn dieser Begriff auch nicht ganz eindeutig ist[57]. Auf jeden Fall scheint es bemerkenswert, wie der Autor mit der so spät erlernten Sprache umzugehen weiß. Stanišić selbst sagte in einem Interview in der Frankfurter Rundschau:

Auf Deutsch zu schreiben war ein Automatismus für mich, da es schon lange meine bessere Sprache ist. Allerdings hat das Denken und Formulieren in zwei Sprachen großen Einfluss auf mein Buch genommen. Viele sinnfällige Formulierungen habe ich aus dem Serbokroatischen übernommen. An einer Stelle heißt es zum Beispiel 'taub wie eine Kanone', eine feste Redewendung im Serbokroatischen. Solche Manöver haben mir geholfen, zu einem bestimmten Sprachstil zu finden.[58]

Die Hybridität in Stanišićs Roman beginnt bereits bei der Widmung (“Für meine Eltern / Mojim roditeljima”[59]). Auch Liedertexte etwa sind auf Bosnisch in den Text eingebaut und werden nicht übersetzt. Abgesehen von dieser offensichtlichen Hybridität spricht Irene Binal aber von einem “bosnischen Farbklang” in Stanišićs Text, was der Autor bestätigt: “All diese Figuren sind ja eigentlich in Bosnisch gehalten [...] Das Erzählen ist bosnisch, die Dialoge sind bosnisch, aber nein, die Sprache, in der ich das Buch geschrieben habe, ist Deutsch.”[60] Beispiele für diese Art von Hybridität sind die vom Autor selbst erwähnten aus dem Bosnischen übernommenen Redewendungen (“taub wie eine Kanone”, “stumm wie Schneefall”[61]) oder der Kinderauszählreim “eci-peci-pec”, hier auf äußerst makabre Art von einem Soldaten zur Ermittlung seines nächsten Opfers ausgesprochen[62]. “Wessen bist du”[63] (čiji si ti) ist die Frage nach den Eltern und somit der Herkunft der angesprochenen Person.

Der serbische Autor Vladimir Arsenijević berichtet in einem Kommentar für die Tageszeitung Politika von einem Treffen mit Saša Stanišić, bei dem der junge Schriftsteller ihn mit den Worten “Izvini, [...] ali moj naš nije baš najbolji...”[64] ansprach. Arsenijević nimmt das zum Anlass, über neue und alte Sprach- und Kulturgrenzen nachzudenken – ist Stanišić ein deutscher Schriftsteller, weil er auf Deutsch veröffentlicht und in Deutschland lebt? Was bringt diese ständige Klassifizierung überhaupt? Er kommt zum Schluss, dass er als Autor sich am wohlsten in der Bezeichnung “(post)jugoslovensk[i] pis[ac]”[65] fühlt[66]. Aleksandar wiederum bezeichnet seine Muttersprache als „unsere Sprache, die man nicht mehr serbokroatisch nennen soll.“[67] Auch hierin steckt wiederum der Begriff „naš“, der mittlerweile tatsächlich – wohl der Einfachheit halber – zumindest in der Umgangssprache ein gängiger Begriff für die Sprache ist.

Auch bei Ćosić kann man in einem gewissen Maß von sprachlicher Hybridität sprechen, wenn man die auffallende Menge an Germanismen betrachtet, die die Figuren in ihrer Rede verwenden. Beispiele gibt es Unmengen, hier nur ein kleiner Auszug: šne-nokli, šlafrok, escajg, kupleraj, špekulant, pelc, Menšergeredihniht, tirštok, javol,, etc. Bis auf die letzten drei konnten diese Beispiele alle in Biljana Golubovićs Wörterbuch der substantiellen Germanismen in der serbischen und kroatischen Sprache[68] gefunden werden, was bestätigt, dass Germanismen ein fixer Bestandteil der serbischen Sprache sind. In diesem Fall ist das Thema aber trotzdem einer Betrachtung wert, da sie bewusst eingesetzt scheinen und den Handlungsablauf auf einer lexikalischen Ebene widerspiegeln. Die Germanismen bei Ćosićnehmen nämlich in ihrer Häufigkeit im Laufe des Romans ab, was man damit erklären kann, dass sich die Sprache der Protagonisten an die neuen politischen Umstände anpasst und so Ausdruck einer neuen jugoslawischen Einigkeit ist. Verstärkt wird diese These dadurch, dass Dialoge einen großen Teil des Romans ausmachen und die Sprache der Protagonisten daher durchaus als repräsentativ für die des Romans gelten kann. Einer der – im Vergleich zu den ersten 60 bis 70 Seiten des Romans – seltenen Germanismen ist das Nomen logor, das aber natürlich für die Greueltaten der Deutschen, gegen die die kommunistischen Partisanen während des Zweiten Weltkriegs gekämpft hatten, steht. Durch die Sprache wird also die Opposition Wir (die kommunistischen Jugoslawen) versus die Anderen (die faschistischen Deutschen) konstituiert. Die neue Einigkeit Jugoslawiens wird außerdem durch die zusätzliche Verwendung des Ijekavischen verstärkt, das in der Rede des Partisanen Jovo Sikira auftritt.

Interessanterweise findet man auch in Stanišićs Roman Germanismen, was nur scheinbar unmöglich ist (schließlich ist das ganze Buch, von wenigen kurzen Textstellen abgesehen, auf Deutsch verfasst). Geht man aber davon aus, dass das Bosnische palimpsestartig im Text durchscheint und Germanismen ein Teil der bosnischen Sprache sind, muss man die Vokabel „Klugschajsa“ und „Komunistenschwajn“[69] als Germanismen oder zumindest als hybride Textstellen ansehen. Die Durchführung ist nämlich inkonsequent – einerseits ist das bosnische Lautsystem in der Ersetzung von „ei“ durch „aj“ wie auch dem Wegfall des Doppelkonsonanten verwirklicht, anderseits werden die deutschen Laute „sch“ und „w“ nicht durch die korrespondierenden bosnischen Buchstaben „š“ und „v“ wiedergegeben.

 
Das Politische im Privaten – Die Thematisierung von Nationalität, Religion und der jugoslawischen Vergangenheit

Der kindliche Erzähler Aleksandar entstammt, genau wie Stanišić selbst, der Mischehe eines serbischen Bosniers mit einer muslimischen Bosnierin. Im kommunistischen Jugoslawien waren solche Familien weniger Ausnahmen von der Regel als typisch für einen Vielvölkerstaat, was Aleksandar folgendermaßen kommentiert: „Ich bin ein Gemisch. Ich bin ein Halbhalb. Ich bin Jugoslawe – ich zerfalle also.“[70] Genau dass er eben ein „Gemisch“ ist, macht ihn in seinen Augen zum Jugoslawen. Mit Beginn der Spannungen zwischen den verschiedenen Religionen und Völkern tritt ein Konflikt zutage, der früher zumindest nicht offen thematisiert wurde: Aleksandars Mutter und seine Großmutter spüren bei Familientreffen auf einmal, dass sie „anders“ sind und fühlen sich durch die nationalistischen Ausbrüche von Onkel Miki angesprochen:

[...] wir dürfen uns nicht alles gefallen lassen, es ist an der Zeit, dass wir den Ustaschas und den Mudschaheddin die Stirn bieten, es gibt dafür die Ohrfeige, es gibt verstohlene Blicke zu meiner Mutter und zu meiner Nena Fatima; es gibt die taubstumme Nena Fatima, die in die Runde sieht, als hätte sie jedes Wort und jede Geste und jeden Schuss verstanden: beschämt und traurig. Es gibt ein Dazugehören und ein Nichtdazugehören [...][71]

Sieht man genau hin, fällt aber auf, dass solche Spannungen auch schon früher existiert haben müssen:

Wird bei den Pešićs oder bei uns ein Kind geboren oder heiratet jemand, besucht man einander. Man ist sich Patenzeuge und Trauzeuge. Meine Mutter sagt, dass ich keinen Patenbesuch von den Pešićs bekam. Das habe etwas mit ihr zu tun und mit ihrer Seite der Familie. Nichts Schlimmes, sagt meine Mutter und fragt: wärst du gern getauft worden? - Was ist das?, antworte ich. - Na siehst du, sagt sie.[72]kzeug-Se

Über Aleksandars Opa mütterlicherseits heißt es: „Weniger am Leben als Opa Rafik kann kein Toter sein.“[73] Der Grund dafür ist, dass über Opa Rafik kaum jemals gesprochen wird, im Gegensatz zum serbischen Opa Slavko, der von allen Mitgliedern seiner Familie auch noch lange nach seinem Tod erinnert wird und weiterhin einen wichtigen Platz in ihrem Leben einnimmt. Nena Fatima, Aleksandars muslimische Oma, ist taubstumm und kann daher das Andenken an ihren verstorbenen Mann nicht aufrechterhalten, da sie sich nicht mitteilen kann. Ihre Tochter, Aleksandars Mutter, wird als begeisterte Kommunistin und also in erster Linie Jugoslawin gezeichnet. Ihre Religion ist daher für sie offensichtlich nicht identitätsstiftend. Dass Aleksandar nicht getauft ist, mutet eigentlich nicht als etwas Ungewöhnliches an, da Taufen wie auch andere kirchliche Feste in den Familien überzeugter Kommunisten eher selten waren. Aleksandars Mutter bringt es trotzdem mit sich und „ihrer Seite der Familie“ in Verbindung, dass Aleksandar „keinen Patenbesuch von den Pešićs bekam“. Als die Familie schließlich aus Višegrad nach Serbien flieht, um von dort aus weiter nach Deutschland zu gehen, wird ihr Auto an der Grenze von serbischen Soldaten angehalten, die sie nach etwaigen Waffen befragen. Aleksandars Mutter sagt zu ihrer Familie: „[I]ch bin die Waffe, die sie suchen.“[74] Diese Aussage lässt auf große Resignation schließen – es wirkt beinahe so, als würde sie sich der Meinung der serbischen Nationalisten anschließen, wenn sie sich selbst (hier als das Andere), ihre Mischehe und in weiterer Folge die multikulturelle Familie als Sprengsatz der Gesellschaft bezeichnet.

Die Familie Aleksandars ist nicht nur gemischt, was die Kategorien Volk und Religion betrifft, sondern auch in ihrer politischen Ausrichtung. Der Großvater, ein überzeugter Kommunist, hat seine Ideologie nur an den Enkel, nicht aber an den eigenen Sohn weitergeben können: Aleksandar deutet sogar an, dass sein Vater ein Kandidat für das Internierungslager für Dissidenten auf Goli otok wäre:

Über die praktische Umsetzung marxistischer Ideologie, den Selbstverwaltungssozialismus, Titos Außenpolitik oder wie man einen Fisch ausnimmt, hatte ich immer am liebsten mit Opa gesprochen. Mit meinem Vater waren solche Unterhaltungen sehr schwierig. Er neigte dazu – wenn er überhaupt Lust hatte, mit mir zu reden –, sich alles Mögliche auszudenken, um sich seine Inkompetenz nicht anmerken zu lassen. Anstatt über Jugoslawien, sprach er von einem namenlosen Königreich, in dem es Wörter für Dinge gibt, die nicht existieren, und Dinge gibt, für die keine Wörter existieren dürfen. Wenn jemand ein Wort für etwas erfindet, das sonst namenlos in der Welt herumsteht, wird er zur Strafe auf eine Insel geschifft, die ebenfalls keinen richtigen Namen trägt und deswegen die „nackte Insel“ genannt wird.[75]

Diese „Dinge, die nicht existieren“ und „für die keine Wörter existieren dürfen“ sind all jene Dinge, die mit dem kommunistischen Jugoslawien nicht in Ordnung sind und die von der Bevölkerung nicht kritisiert werden dürfen. Dies ist eine der wenigen Stellen im Roman, an der der Erzähler zumindest indirekt Kritik am politischen System übt, dessen gesellschaftspolitische Realität in seiner Erinnerung sonst durchwegs verklärt scheint.

Stanišićs Debütroman bietet eine Fülle an Interpretationsmöglichkeiten, die sicher noch längst nicht erschöpft sind. Vor allem in Hinblick auf die (räumliche) Darstellung des Krieges in einer belagerten Stadt sowie die ethnischen Spannungen innerhalb von Familien könnte man sicherlich auch noch weitere Werke zum Vergleich heranziehen (zum Beispiel Dževad Karahasans Sarajevotexte). Unter Umständen wäre auch ein Blick über die Grenzen des ehemaligen Jugoslawiens hinaus lohnend, um festzustellen, wie komplexe Kategorien wie Krieg oder die Erfahrung eines politischen Systems (wie des Kommunismus) aus kindlicher Perspektive dargestellt werden.

 

Primärliteratur:

    ·     Ćosić, Bora: Uloga moje porodice u svetskoj revoluciji, Beograd: Nolit 1980
    ·     Stanišić, Saša: Wie der Soldat das Grammofon repariert, München: btb Verlag 2008
    ·     Veličković, Nenad: Logiergäste, Berlin: Verlag Volk und Welt 1997

 
[1] vgl. Weidenholzer, Anna: Aspekte und Möglichkeiten einer interkulturellen Literatur aus Bosnien-Herzegowina am Beispiel von Saša Stanišić, Alma Hadžibeganović und Aleksandar Hemon, Wien: Dipl.-Arbeit 2008, S. 57f
[2] Hillgruber, Katrin: “Widerstand ist zwecklos”, Interview mit Saša Stanišić, Ledá Forgó und Michael Stavaric, in:     Frankfurter Rundschau 44 (2008), S. 34, auf: http://www.uibk.ac.at/iza/lis-cgi/view/pdf_viewer2.cgiu=BE07HC54CZ37CR30NL59NQ95MV70&a=IZA000230334&laus_lang=de&o=000000/000230/IZA000230334P000.pdf (zuletzt eingesehen am: 08.03.2009)
[3] vgl. Bendixen, Katharina: “Ich wollte ein Mosaik erstellen”, in: jetzt.de/Süddeutsche Zeitung, online unter http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/337030 (zuletzt eingesehen am 24.02.2009)
[4] Weidenholzer, Anna: Aspekte und Möglichkeiten einer interkulturellen Literatur aus Bosnien-Herzegowina, S. 73
[5] dt.: „das Zitieren”, L.S.
[6] dt.: „Merkmale einer Infantilisierung”, L.S.
[7] vgl. Brebranović, Predrag: Porodični metaroman. in: Reč 73.19 (2005), S. 133; dt.: “In Anbetracht dessen, dass sie in erster Linie in der Verwendung von Verwaltungssprache und “Fremd”-Wörtern begründet ist, mildert Ćosićs infantile Erzählung merklich die bestehende Vorherrschaft der kindlichen Sprache und Gedanken.” L.S.
[8] ebda., S. 138
[9] Stanišić, Saša: Wie der Soldat das Grammofon repariert, München: btb Verlag 2008, S. 80
[10] Ćosić, Bora: Uloga moje porodice u svetskoj revoluciji, Beograd: Nolit 1980, S. 164; dt.: “Ich erklärte: 'Der Übergang vom Kindes- zum Jugendalter ist wie der Übergang von der kapitalistischen zur sozialistischen Lebensform!'” Ćosić, Bora: Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution, aus dem Serbischen von Mirjana und Klaus Wittmann, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH 1996, S. 102
[11] Veličković, Nenad: Logiergäste, Berlin: Verlag Volk und Welt 1997, S. 9
[12]  Ähnlich argumentiert auch Anne Cornelia Kenneweg in ihrer Magisterarbeit in Bezug auf Ćosić, wenn sie schreibt: “Die Wahl einer scheinbar kindlich-naiven Erzählerfigur verschafft ihm die Möglichkeit, Themen kritisch anzusprechen, die sonst ideologischen Einschränkungen unterliegen oder aus moralischen Gründen tabuisiert werden.” Kenneweg, Anne Cornelia: Studien zur Stadt in der Literatur. Belgrad in ausgewählten Werken des 20. Jahrhunderts, Leipzig: Magisterarbeit 2002, Digitale Osteuropa-Bibliothek: Sprache und Kultur 2 (Letzte Änderung am 21.07.2004), auf: http://epub.ub.uni-muenchen.de/626/01/kenneweg-belgrad.pdf. (zuletzt eingesehen am 08.03.2009), S. 45
[13] vgl. Stanišić, Saša: Wie der Soldat das Grammofon repariert, S. 112f
[14] ebda., S. 132
[15] Veličković, Nenad: Logiergäste, S. 9
[16] ebda., S. 36
[17] ebda., S. 7
[18] Nicolosi, Riccardo: Fragmente des Krieges. Die Belagerung Sarajevos in der neueren bosnischen Literatur, in: Beganović, Davor (Hg.): Krieg sichten. Zur medialen Darstellung der Kriege in Jugoslawien, München: Fink 2007, S. 130f
[19]  vgl. Grbić, Nadja: Krieg als Kapital? Übersetzungen aus dem Bosnischen, Kroatischen und Serbischen ins Deutsche, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 29.2 (2004), S. 182
[20] vgl. Finzi, Daniela: Wie der Krieg erzählt wird, wie der Krieg gelesen wird. in: Bobinac, Marijan/Müller-Funk, Wolfgang (Hg.): Gedächtnis – Identität – Differenz. Zur kulturellen Konstruktion des südosteuropäischen Raumes und ihrem deutschsprachigen Kontext, Tübingen/Basel: A. Francke Verlag 2008, S. 251
[21] vgl. The International Criminal Tribunal for the Former Yugoslavia. Case No. IT-98-32-I. The prosecutor of the tribunal against Milan Lukic, Sredoje Lukic, Mitar Vasiljevic. auf: http://www.un.org/icty/indictment/english/vas-ii000125e.htm (zuletzt eingesehen am 09.03.2009)
[22] Stanišić, Saša: Wie der Soldat das Grammofon repariert, S. 260
[23] ebda., S. 147
[24] Drakulić, Slavenka: Als gäbe es mich nicht. Berlin: Aufbau Verlag 1999
[25] Stanišić, Saša: Wie der Soldat das Grammofon repariert, S. 280
[26]  ebda., S. 281
[27] Ćosić, Bora: Uloga moje porodice u svetskoj revoluciji, S. 163; dt.: “Sie holte ein gelbes Büchlein von Vladimir Lenjin hervor und fragte: 'Wer von euch hat Einen Schritt vor, zwei zurück gelesen!' Der Onkel schloß: 'Das muß ein Lehrbuch für Tango sein!'” Ćosić, Bora: Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution, S. 102
[28] Stanišić, Saša: Wie der Soldat das Grammofon repariert, S. 11
[29] dt.: “Wer feiert Slava oder trägt amerikanische Schuhe!”
[30] ebda., S. 83f
[31] vgl. Veličković, Nenad: Logiergäste, S. 12f
[32] Stanišić, Saša: Wie der Soldat das Grammofon repariert, S. 74
[33] Veličković, Nenad: Logiergäste, S. 10
[34]  ebda., S. 48
[35] Todorova, Maria: Imagining the Balkans, New York/Oxford: Oxford University Press 1997
[36] Bakić-Hayden, Milica: Nesting Orientalisms: The Case of Former Yugoslavia, in: The American Association for the Advancement of Slavic Studies: Slavic Review, Vol. 54.4 (1995), S. 917-931, auf: http://www.jstor.org/stable/2501399 (zuletzt eingesehen am 08.03.2009)
[37] vgl. Stanišić, Saša: Wie der Soldat das Grammofon repariert, S. 44f
[38] ebda., S. 119
[39] dt.: Wir meraklije aus Niš können nicht ohne Rakija (=Schnaps), / ohne Sliwowitz und ohne junge Zigeunerinnen. L.S. Für den deutschsprachigen Leser ohne Kenntnisse des Bosnischen bleibt das Gewalttätige an der Szene vielleicht eher verschlüsselt, wenn auch manche Worte die Vergewaltigung andeuten: die “Gier” des Soldaten, das offene Hemd und Amelas offensichtlich verweintes Gesicht. Interessant ist die Formulierung “ein[...] nasse[r] Schleier aus Strähnen im Gesicht”, in der ein Schleier aus Tränen gleich mitschwingt.
[40] ebda., S. 120
[41] ebda., S. 59
[42] Todorova, Marija: Imagining the Balkans, S. 15
[43] Stanišić, Saša: Wie der Soldat das Grammofon repariert, S. 66
[44] Finzi, Daniela: Wie der Krieg erzählt wird, wie der Krieg gelesen wird, S. 247
[45] Weidenholzer, Anna: Aspekte und Möglichkeiten einer interkulturellen Literatur aus Bosnien-Herzegowina, S. 74
[46] Stanišić, Saša: Wie der Soldat das Grammofon repariert, S. 38
[47] ebda.
[48] ebda., S. 38f
[49] vgl. ebda., S. 48ff
[50] vgl. Ćosić, Bora: Uloga moje porodice u svetskoj revoluciji, S. 64
[51] vgl. Kenneweg, Anne Cornelia: Studien zur Stadt in der Literatur, S. 46
[52] Nikolić, Milica: Predgovor, in: Ćosić, Bora: Uloga moje porodice u svetskoj revoluciji, S. 42 (Hervorhebung im Original); dt.: “Der Autor stellt die Begriffe Rolle und Figur gleich – die Figuren im Roman sind auf Rollen in einem satirisch-historischen Stück zurückzuführen. Auf dieser Ebene ist auch dieselbe Opponenz begründet. Alle Figuren sind die Verkörperung des Antiheroischen, dieses Bachtinschen Antiideals. Sie sind 'kleine Leute', unterrichtet in den grundlegenden menschlichen Handlungen, konzipiert wie Comicfiguren, als wären sie ausgestanzt. Diese betonte Einfachheit ist die Basis sowohl für die parodistische Funktion der Figuren als auch für ihre satirische Zugespitztheit.” L.S.
[53] Kenneweg, Anne Cornelia: Studien zur Stadt in der Literatur, S. 46
[54] Ćosić, Bora: Uloga moje porodice u svetskoj revoluciji, S. 135; dt.: “Und so wurden viele Aufgaben verteilt, vom Regierungschef abwärts. Für die verantwortungsvollsten wurden die Genossen Pijade, Nešković und Djilas bestimmt. Bei uns in der Familie standen die Dinge so: ich für die Agitation und das Verfassen von Gedichten, Papa für den Alkoholismus, der Onkel für die Frauen. [...] Wir arbeiteten, als hätten wir Rollen in einem Stück 'Das Leben in der Familie' einstudiert, ohne daß uns dies jemand aufgetragen hatte.” Ćosić, Bora: Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution, S. 75
[55] Nicolosi, Riccardo: Die Belagerung Sarajevos in der neueren bosnischen Literatur, S. 137
[56]  vgl. Ćosić, Bora: Uloga moje porodice u svetskoj revoluciji, S. 160f
[57] vgl. dazu etwa Dörr, Volker C.: “Gastarbeiter” vs. “Kanakstas”: Migranten-Biographien, in: Moser, Christian/Nelles, Jürgen (Hgg.): AutoBioFiktion. Konstruierte Identitäten in Kunst, Literatur und Philosophie, Bielefeld: Aisthesis Verlag 2006, S. 147f: “'Migrationsliteratur' etwa kann nur meinen, dass das Moment der Migration an inhaltlichen oder formalen Merkmalen eines Textes ablesbar ist; 'Migrantenliteratur' hingegen kann nur bedeuten, dass ein Text von jemandem stammt, der selbst Migrant ist oder einen persönlichen Migrationshintergrund hat. Nun gibt es aber Literatur, in der Migration thematisiert wird und die keine Migrantenliteratur ist – ebenso wie es Migrantenliteratur gibt, die keine Migrationsliteratur ist, weil es eben inhaltlich um alles andere geht als Migration.”
[58] Hillgruber, Katrin: “Widerstand ist zwecklos”, S. 34
[59] vgl. auch das entsprechende Kapitel in Anna Weidenholzers Diplomarbeit, Aspekte und Möglichkeiten einer interkulturellen Literatur aus Bosnien-Herzegowina, Kapitel 6.1.4 “Deutsch-Bosnisch” - Hybridität der Sprache
[60] Binal, Irene: Wie der Soldat das Grammofon repariert. Kleine Geschichten aus Bosnien, auf: http://oe1.orf.at/highlights/67727.html (zuletzt eingesehen am 09.03.2009)
[61] Stanišić, Saša: Wie der Soldat das Grammofon repariert, S. 12
[62]  vgl. ebda., S. 111
[63] ebda., S. 283 (vgl. auch Weidenholzer, Anna: Aspekte und Möglichkeiten einer interkulturellen Literatur aus Bosnien-Herzegowina, S. 83)
[64] dt.: “Entschuldige, [...] aber mein Bosnisch ist nicht unbedingt das beste ...” L.S.
[65] dt.: “(post)jugoslawischer Autor”, L.S.
[66] vgl. Arsenijević, Vladimir: Jugolaboratorija (veröffentlicht: 11.01.2008.), auf: http://www.politika.rs/rubrike/Pogledi-sa-strane/t53525.sr.html (zuletzt eingesehen am 08.03.2009)
[67] Stanišić, Saša: Wie der Soldat das Grammofon repariert, S. 135
[68] Dieses Wörterbuch bildet den Anhang ihrer überarbeiteten Dissertationsschrift. in: Golubović, Biljana: Germanismen im Serbischen und Kroatischen (= Rehder, Peter (Hg.): Slavistische Beiträge Band 459), München: Verlag Otto Sagner 2007, S. 183-346
[69] Stanišić, Saša: Wie der Soldat das Grammofon repariert, S. 72. Nebenbei kann man noch anmerken, dass die Figur des Vukoje Wurm, der Aleksandar solchermaßen beschimpft, als eine Art Spiegelung von Voja Bloša, dem Freund des Ich-Erzählers in Ćosićs Roman gelesen werden kann. Die beiden Freundespaare ähneln einander in ihrer Darstellung zu stark im Ton, als dass man hier an einen Zufall und nicht an produktive Rezeption glauben möchte.
[70] ebda., S. 53
[71] ebda., S. 52
[72] ebda., S. 38
[73] ebda., S. 18
[74] ebda., S. 131
[75] ebda., S. 75f